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Geldanlage im Ausland

Geldanlage im Ausland

Niedriger Leitzins der EZB und der geringe Kapitalbedarf der Banken bringen deutschen Sparern fast nichts mehr ein. Ganz im Gegenteil: Die Inflationsrate ist inzwischen höher als der Zinssatz, faktisch wird das Geld auf der Bank damit kontinuierlich weniger.

Nachdem es in Deutschland für Geldanlagen immer geringere Renditechancen gibt und sich die Zinssätze für Tages- und Festgeld auf einem historischen Tief bewegen, steigt die Attraktivität einer Geldanlage im Ausland. Hier sorgen andersartige wirtschaftliche Rahmenbedingungen – Refinanzierungsbedarfe, Inflations- und Konjunkturentwicklung und künftige Markterwartungen – unter Umständen für wesentlich günstigere Zinssätze.

Doch nicht alle Lockangebote, die hohe Gewinne für den Privatanleger versprechen, lohnen sich auch wirklich. Zudem drohen juristische Fallstricke durch national voneinander abweichende gesetzliche Regelungen.

Ausland ist nicht gleich Ausland

Die Wahl des Landes trägt entscheidend zur Höhe des Risikos bei. So sind Fest- und Tagesgeldkonten innerhalb der EU flächendeckend durch die Einlagensicherung geschützt. Das heißt, dass die Geldanlage bis zu einer Höhe von 100.000 Euro versichert ist und man das Geld auch im Falle einer Insolvenz der Bank wiederbekommt. Teilweise bieten Banken darüber hinaus eine Absicherung über einen Fonds an, der auch höhere Summen abdeckt.

Eine Einschränkung bei der Einlagensicherung gibt es jedoch: Da der jeweilige Staat einspringt, wenn die Bank in die Insolvenz geht, ist diese nur so lange sichergestellt, wie ein Staat zahlungsfähig ist. Ist auch das Land insolvent, geht der Sparer am Ende doch leer aus. So lohnt es sich, vor der Geldanlage auch die Bonität des Staates zu berücksichtigen. Ratingagenturen wie Standard & Poor’s, Fitch oder Moody’s geben darüber regelmäßig Auskunft.

Bei Anlagen außerhalb der EU ist dahingehend Vorsicht geboten: Manche Länder bieten keinerlei vergleichbare Absicherung an.

Besteuerung der Kapitalerträge

Auch unterscheiden sich darüber hinaus die Steuern, die auf Kapitalerträge erhoben werden erheblich. Dank einiger ungünstiger bilateraler Doppelbesteuerungsabkommen wird verhindert, dass sich Quellensteuern – die im Ausland fällige Steuer – reduzieren. Allerdings erheben lediglich acht EU-Staaten Quellensteuern, in zehn EU-Ländern sind grundsätzlich keine Quellensteuern auf Zinsgewinne üblich und in zehn weiteren Staaten greift das Abkommen und reduziert die Steuer auf bis zu Null Prozent.

Im Inland ist eine Kapitalertragsteuer von pauschal 25 Prozent fällig.

Tages- und Festgeld im Ausland

Die Eröffnung eines Tages- oder Festgeldkontos in der EU ist denkbar einfach. Meist lässt sich der Antrag online ausfüllen und erfordert lediglich die Identifikation über das PostIdent-Verfahren. Einige Banken bieten inzwischen auch eine Videoidentifikation an. Verknüpft mit dem eigenen Girokonto profitiert man so binnen weniger Tage von attraktiven Zinsen und möglicherweise sogar einem speziellen Eröffnungsangebot.

Während man auch im Ausland tagesaktuell auf das Tagesgeldkonto zugreifen kann, liegt das Festgeld für einen vereinbarten Zeitraum bei dem Kreditinstitut. Der Sparer hat in dieser Zeit keinen Zugriff auf das Geld, dafür locken höhere Zinssätze als beim Tagesgeld.

Was diese Anlageform für das EU-Ausland so attraktiv macht, ist die europäische Einlagensicherung, die im Falle einer Insolvenz einspringt und dafür sorgt, dass der Anleger sein Geld rückerstattet bekommt. Dabei greifen unterschiedliche Modelle:

  • Bei ausländischen Banken, die eine Tochtergesellschaft in Deutschland haben, greift im Insolvenzfall die deutsche Einlagensicherung.
  • springt demgemäß der Staat ein. Ist dieser zu gleicher Zeit zahlungsunfähig, bleibt für den Sparer nur zu hoffen, dass die EU aushilft.
  • Auch in Staaten, in denen der Euro nicht eingeführt wurde, die jedoch Teil des Staatenverbundes sind, kann man gegebenenfalls ein Konto auch in Euro führen. Diese Möglichkeit sollte man nutzen, um so Wechselkursverluste zu vermeiden.

Doch nicht nur EU-Länder verfügen über Einlagensicherungen. Norwegen z. B. liegt bei einer Absicherung von 200.000 Euro pro Kopf, die USA sogar bei etwa 230.000 Euro.

In jedem Fall sollte man vor dem Abschluss verschiedene Angebote auch in unterschiedlichen Ländern vergleichen.

Aktien im Ausland

Anders als die risikoarme Anlage in ein Tages- oder Festgeldkonto ist der ausländische Aktienmarkt nicht durch die Einlagensicherung geschützt. Zudem erfordert die Investition ein beachtliches Maß an Fachwissen, um die Entwicklung des ausländischen Marktes auch wirklich realistisch einschätzen zu können.

Zu beachten ist bei einem Aktienhandel im Ausland auch die gesetzliche Situation. So unterliegen Gewinne aus Aktiengeschäften in der Schweiz beispielsweise nicht der allgemeinen Quellensteuer, die pauschal für Bankkonten erhoben wird, und es fallen keine gleichwertigen Transaktionskosten in Form einer Abgeltungssteuer an. Dennoch muss eine Meldung an das Finanzamt erfolgen, um Steuerhinterziehung zu vermeiden.

Alternativ kann man natürlich auch über den deutschen Aktienmarkt ins Ausland investieren. So bieten einige aktive und passive Fonds Portfolios aus unterschiedlichen globalen Märkten an. Wer das Risiko liebt, kann sich zudem an Spekulationen in Schwellen- und Entwicklungsländern beteiligen. Gleiches gilt für Investitionen in Rohstoffe oder Derivatehandel in ausländischen Märkten.

Das Risiko fremder Währungen

Während bei Geldanlagen innerhalb der EU kein Risiko eines Wertverlustes durch Wechselkursschwankungen von Fremdwährungen besteht, können sie den Gewinn bei Anlagen außerhalb der EU schmälern oder im schlimmsten Fall sogar zu Verlusten führen. Diese lassen sich jedoch steuermindernd bei der Steuererklärung angeben.

Neben Wechselkursschwankungen stellen Transaktionsgebühren, die Banken für die Währungsumrechnung erheben, ein Risiko dar.

Umgekehrt besteht durch die Fremdwährung auch ein Gewinnpotenzial, wenn der Euro gegenüber der Währung der Geldanlage ansteigt.

Am weitesten verbreitet sind Schweizer Franken, Norwegische Krone, Schwedische Krone, US-Dollar, Südafrikanischer Rand oder Britisches Pfund, wobei unter Umständen auch andere Währungen attraktive Renditen versprechen.

Zinsportale im Ausland

Zuletzt häufiger die Rede ist von privaten Anlagevermittlern wie weltsparen.de oder savedo.de, die ihren Kunden Geldanlagen in Staaten wie Bulgarien, Italien, Polen, Tschechien, Portugal und Schweden anbieten. Nach Eigenangaben haben die beiden Konkurrenten jeweils mehr als 100.000 Kunden und bereits einige Milliarden Euro ins Ausland transferiert.

Es bleibt einem Privatanleger meist verwehrt, in einem anderen Land ein Konto zu eröffnen, das höhere Zinsen abwirft. Die privaten Anbieter umgehen das Verbot. Eine deutsche Abwicklungsbank übernimmt hier die Weiterleitung des Anlagebetrags an die ausländische Bank.

Sowohl Ein- als auch Auszahlung erfolgen in Euro, wodurch das Währungsrisiko ausbleibt – zumindest solange die Bank nicht in Insolvenz geht: Dann ist der Wechselkurs des entsprechenden Tages gültig und die Erstattung erfolgt in der Landeswährung.

Allerdings sind diese Anlagen ein Wagnis. Ein Beispiel ist hier die bulgarische Fibank, die derzeit attraktive Konditionen für Anleger bietet. Bleibt die Insolvenz während der Anlagezeit aus, streicht der Anleger einen satten Gewinn ein. Das gilt auch, wenn die Bank in die Zahlungsunfähigkeit rutscht, Bulgarien jedoch in der Lage ist, die Entschädigung zu übernehmen.

Ist das jedoch nicht der Fall, bleibt nur die Hoffnung, dass die EU ausreichend Gelder zur Verfügung stellt, damit die Sparer eine Entschädigung erhalten. Eine Garantie gibt es hierfür jedoch nicht. Solche Geschäfte sind nicht ohne Risiko, immer wieder werden Banken geschlossen – zuletzt zwei Banken in Estland und Lettland, die unter anderem gegen das europäische Gesetz zur Geldwäsche verstoßen haben sollen.

Chancen und Risiken der Geldanlage im Ausland

Die Geldanlage im Ausland bietet teilweise bessere Renditen als ein vergleichbares Angebot in Deutschland. Der Grund dafür ist das Verhältnis von Zinssatz, Inflationsrate sowie Wettbewerbs- und Steuergesetzen, die sich in anderen Ländern teilweise günstiger auswirken.

So haben einige Banken im EU-Ausland deutsche Sparer gezielt als potenzielle Kunden für sich entdeckt, werben mit einem deutschsprachigen Kundenservice, höheren Zinssätzen und Gebührenfreiheit. Aufgrund des ausbleibenden Währungsrisikos und der Einlagensicherung ist eine Geldanlage in Fest- oder Tagesgeld innerhalb der EU damit wohl für viele deutsche Privatanleger interessant.

Risikostreuung

Wie für alle Geldanlagen gilt auch bei der Anlage im Ausland: Am besten fährt man mit einer Risikostreuung. Wenngleich das Tagesgeld im Ausland etwas höhere Zinsen als ein vergleichbares Angebot in Deutschland verspricht, so lässt sich die Anlage vielleicht durch Wertpapiere, Fonds oder Immobilien weiter optimieren. Wie das Portfolio zusammengestellt ist, hängt von den persönlichen Risikopräferenzen ab.

Fazit

Die Geldanlage im Ausland kann lukrativ sein. Da jedoch an vielen Stellen wie den Steuersätzen und der Einlagensicherung Risiken drohen, sollte man sich vor dem Gang zu einer ausländischen Bank umfassend informieren und die Bonität des Staates hinterfragen. Lässt sich diese für das EU-Land positiv beantworten, so steht zumindest einem Tages- oder Festgeldkonto kaum etwas im Wege.

Risikoreicher sind hingegen Anlagen in Wertpapiere oder Fonds sowie Investitionen in Fremdwährungen. Hiervon sollten Anfänger die Finger lassen, denn Experten empfehlen dafür unbedingt Fachkenntnisse über den jeweiligen Markt und warnen vor Wechselkursschwankungen, die im schlimmsten Fall zu Totalverlusten führen können.

© hanohiki/123rf.com

© David Franklin/123rf.com

 

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